Drohen bei der Lohnverhandlung: Was bringt Loud Quitting wirklich?

Es ist ein Szenario, das du bestimmt auch kennst: Du bist unzufrieden mit deinem Gehalt und möchtest eine Lohnverhandlung mit deinem Arbeitgeber führen. Doch du bist nervös, unsicher und hast vielleicht sogar Angst, dass du am Ende ohne Erfolg dastehst. Hier kommt Loud Quitting ins Spiel, ein Trend aus den USA, der im Internet aktuell für grosses Aufsehen sorgt: Die Lohnverhandlungen gehen mit zum Teil durchaus laustarken Drohungen seitens des Arbeitnehmers einher.

In Zeiten des Fachkräftemangels scheint diese Vorgehensweise doch ganz vielversprechend – oder nicht!? Und ja. Loud Quitting kann dir helfen, dich bei Gehaltgesprächen erfolgreich durchzusetzen, birgt aber auch einige Risiken und ist nicht immer empfehlenswert. In diesem Beitrag erklären wir dir, was Loud Quitting ist, wie es funktioniert und wie du es – wenn sinnvoll – erfolgreich anwenden kannst.

Loud Quitting: Was ist das?

Loud Quitting ist eine Taktik, die immer mehr Arbeitnehmer bei ihren Lohnverhandlungen anwenden. Dabei geht es darum, dem Arbeitgeber zu signalisieren, dass du im Zweifel bereit bist, das Unternehmen zu verlassen, wenn du nicht die geforderte Gehaltserhöhung bekommst. Diese Methode hat in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen und sicherlich auch oft funktioniert. Aber eben nicht immer. Denn Loud Quitting kann sich auch nachteilig auswirken und ganz ordentlich nach hinten losgehen.

Die Problematik mit der Lohnverhandlung

Warum sind Lohnverhandlungen eigentlich so schwierig? Es gibt mehrere Gründe dafür:

  • Fehlende Verhandlungserfahrung: Du hast keine oder nicht viel Erfahrung mit Lohnverhandlungen und weisst nicht, wie du deine Vorstellungen durchsetzen kannst.
  • Mangelnde Informationen: Du hast keine Ahnung, wie hoch dein Marktwert ist und wie viel andere Arbeitnehmer in ähnlichen Positionen verdienen.
  • Angst vor Konsequenzen: Du hast (die berechtigte) Angst, dass eine Gehaltsverhandlung negative Auswirkungen auf deine Karriere haben könnte.

Der Einsatz von Loud Quitting

Loud Quitting kann dir helfen, diese Probleme zu überwinden und dich erfolgreich bei Gehaltsgesprächen durchzusetzen. Aber wie funktioniert das nun genau?

Die Idee hinter Loud Quitting ist einfach: Du signalisierst deinem Arbeitgeber, dass du bereit bist, das Unternehmen zu verlassen, wenn du die gewünschte Gehaltserhöhung nicht bekommst. Das kann auf verschiedene Arten geschehen, zum Beispiel indem du während des Gesprächs sagst: «Wenn ich keine Gehaltserhöhung bekomme, sehe ich mich gezwungen, das Unternehmen zu verlassen.»

So zeigst du deinem Arbeitgeber deutlich, dass du ernsthaft unzufrieden mit deinem derzeitigen Gehalt bist und durchaus bereit, drastische Massnahmen zu ergreifen, um deine Situation zu verbessern. Beispiele für erfolgreiche Anwendung von Loud Quitting gibt es viele. Dass die Methode jedoch nicht immer von Erfolg gekrönt ist, kannst du dir sicherlich vorstellen.

Die Risiken von Loud Quitting

Denn natürlich birgt Loud Quitting auch Risiken. Wenn du deinem Arbeitgeber klar sagst, dass du bereit bist zu gehen, könnte das negative Auswirkungen auf deine Karriere haben. Deshalb solltest du unbedingt diese Risiken beachten:

  • Dein Arbeitgeber verliert das Interesse an der Fortführung des Arbeitsverhältnisses und versucht, dich mit allen möglichen (legalen) Mitteln aus dem Unternehmen zu drängen.
  • Dein Arbeitgeber könnte dir weniger interessante Aufgaben oder Projekte geben, um deine Unzufriedenheit mit deinem Job zu steigern und dich dazu zu bringen, das Unternehmen von dir aus zu verlassen.
  • Der Zusammenhalt und die Stimmung im Team können bei Bekanntwerden deines Loud Quitting-Versuchs erheblich leiden.
Die erfolgreiche Anwendung von Loud Quitting

Aber es gibt Möglichkeiten, diese Risiken zu minimieren. Vor der Anwendung von Loud Quitting solltest du dir in jedem Fall gut überlegen, ob die Unternehmenskultur bei deinem Arbeitgeber es überhaupt hergibt, eine solche Vorgehensweise anzuwenden. Auch solltest du Loud Quitting möglichst nicht vor deinen Arbeitskollegen betreiben. Denn wer seinen Unmut öffentlich kundtut, läuft Gefahr, von der Chefetage als Störenfried eingeschätzt und bei der angestrebten Lohnverhandlung nicht ernst genommen zu werden.

Du solltest dir darüber bewusst sein, dass dein Plan nicht unbedingt aufgeht. Daher ist es ratsam, sich mit der Möglichkeit einer Kündigung auseinanderzusetzen und ein «Worst-Case-Szenario» in Betracht zu ziehen. Bestenfalls hast du sogar schon die Zusage für einen neuen Job. Es ist ausserdem wichtig, realistische Ansprüche zu stellen und darauf zu achten, was dir tatsächlich zusteht. Übertriebene und unrealistische Forderungen können dazu führen, dass du bei den Verhandlungen nicht ernst genommen wirst. Trotzdem solltest du für deine Rechte einstehen und dabei entschlossen auftreten.

Weitere Tipps für die Lohnverhandlung mit Loud Quitting
  • Vorbereitung ist alles
    Bereite dich ausführlich vor und stelle sicher, dass du alle notwendigen Informationen zur Hand hast, bevor du in die Verhandlung gehst. Recherchiere, wie viel andere Arbeitnehmer in ähnlichen Positionen verdienen, und bereite eine Liste deiner Leistungen und Erfolge vor, die du während der Verhandlung präsentieren kannst.
  • Bleibe höflich und respektvoll
    Auch wenn du Loud Quitting anwendest, solltest du höflich und respektvoll gegenüber deinem Arbeitgeber bleiben. Zeige Verständnis für die Position deines Arbeitgebers und betone, dass du gerne im Unternehmen bleiben würdest, wenn du die geforderte Gehaltserhöhung bekommst.
  • Wähle den richtigen Zeitpunkt
    Der Wichtigkeit des richtigen Gesprächszeitpunkts ist nicht zu unterschätzen: Versuche, eine positive Stimmung im Unternehmen zu nutzen, beispielsweise nach einem von dir erfolgreich abgeschlossenen Projekt oder nachdem dein Arbeitgeber gute Quartalszahlen veröffentlicht hat.
  • Sei selbstbewusst
    Glaube an dich und deine Fähigkeiten! Mache deutlich, dass du zu Recht stolz auf deine Erfolge bist und dass du den hohen Wert deiner Arbeit für das Unternehmen kennst. Denn mit einer berechtigten Portion Selbstbewusstsein wird dein Arbeitgeber eher geneigt sein, dir die gewünschte Gehaltserhöhung zu geben.
Unser Fazit

Loud Quitting kann eine effektive Taktik sein, um sich bei Gehaltsverhandlungen erfolgreich durchzusetzen. Indem du deinem Arbeitgeber signalisierst, dass du bereit bist zu gehen, wenn du keine Gehaltserhöhung bekommst, zeigst du, dass du ernsthaft unzufrieden mit deinem Gehalt bist. Allerdings birgt Loud Quitting auch einige Risiken, die du beachten und vorab ausgiebig bedenken solltest. Deshalb ist es wichtig, dass du dich gut vorzubereitest, höflich und respektvoll zu bleibst und den richtigen Zeitpunkt für dein Loud Quitting wählst. Wenn du all dies beachtest, hast du gute Chancen, deine Lohnverhandlung erfolgreich abzuschliessen und die angestrebte Gehaltserhöhung zu erhalten.

Loud Quitting: Selbst schon ausprobiert?

Hast du selbst schon Erfahrungen mit Loud Quitting gesammelt? Wie bist du dabei vorgegangen? Wie hat dein Arbeitgeber reagiert? Warst du am Ende damit erfolgreich? Wir freuen uns, wenn du an dieser Stelle deine Erfahrungen mit uns teilst!

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