Wenn du deine Ausbildung oder dein Studium abgeschlossen hast und stehst du vor der Herausforderung, eine passende Stelle zu finden und in der Arbeitswelt Fuss zu fassen. Doch die fehlende Berufserfahrung macht es oft schwierig, eine Anstellung im gewünschten Bereich zu finden. Ein Praktikum kann hier eine Lösung sein, um Praxiserfahrung zu sammeln und Lücken im Lebenslauf zu vermeiden. Und auch im Fall von Quereinstieg oder Arbeitslosigkeit kann es der Weg zurück in den Job sein. Doch ist ein Praktikum wirklich eine Chance oder eher eine Form der Ausbeutung? In diesem Beitrag werden wir das Thema einmal genauer unter die Lupe nehmen.
Was ist ein Praktikum und warum ist es wichtig?
Ein Praktikum ist eine zeitlich begrenzte Tätigkeit in einem Unternehmen, die dir die Möglichkeit bietet, praktische Erfahrungen in einem bestimmten Berufsfeld zu sammeln. Es ist oft ein erster Schritt in die Berufswelt und kann dir helfen, wertvolle Einblicke in die Arbeitsweise eines Unternehmens zu gewinnen. Aber warum ist ein Praktikum so wichtig? Es ermöglicht dir, theoretisches Wissen aus deinem Studium oder deiner Ausbildung in der Praxis anzuwenden und zu vertiefen. Ausserdem kannst du wichtige Kontakte knüpfen, die dir später bei der Jobsuche helfen können.
Was sind die Vorteile eines Praktikums?
Als Berufseinsteiger kann ein Praktikum dir helfen, wertvolle Fähigkeiten und Wissen zu erwerben. Durch ein Praktikum erhältst du tiefe Einblicke in eine Branche oder ein Unternehmen. Du kannst wertvolle Kontakte knüpfen und den Beruf praktisch kennenlernen. Dies kann dir helfen, besser zu verstehen, ob der gewählte Beruf wirklich zu dir passt. Unternehmen schätzen es, wenn Bewerber bereits Praxiserfahrung mitbringen, was deine Chancen auf eine Festanstellung erhöht.
Auch für Quereinsteiger, die in eine neue berufliche Richtung gehen möchten, oder Menschen, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, bietet ein Praktikum eine gute Möglichkeit, den perfekten Job zu finden.
Gibt es auch Nachteile oder Risiken?
Ein Praktikum ist gesetzlich ein «befristetes Arbeitsverhältnis» und nicht schweizweit einheitlich geregelt. Und so gibt es leider auch einige Nachteile und Risiken, die damit verbunden sein können. In manchen Fällen werden Praktikanten als günstige Arbeitskräfte ausgenutzt und erhalten wenig bis gar keine Vergütung. Zudem kann es vorkommen, dass die Aufgaben, die dir übertragen werden, wenig mit deinen beruflichen Zielen zu tun haben und du nicht die gewünschten Erfahrungen sammelst. Es ist wichtig, dass du dich im Vorfeld gut informierst und sicherstellst, dass das Praktikum deinen Erwartungen entspricht.
Die «Generation Praktikum»
Zur «Generation Praktikum» zählen Hochschulabsolventen sowie junge Menschen im Alter von 16 bis 25 Jahren. Diese läuft Gefahr, in pragmatische Arbeitsverhältnisse angestellt und massiv ausgenutzt zu werden. Denn wer sich vertraglich nicht gut absichert, ist oft von Ausbeutung betroffen. Der nötige Einblick in den Beruf bleibt auf der Strecke, die dazu gelernten Fähigkeiten können kaum für das Berufsleben richtig eingesetzt werden. Oder einfach ausgedrückt: Billige Arbeitskräfte.
Ein Exkurs: Die Sozialindustrie als Missbrauchsfalle?
Auch in der Sozialindustrie können Praktikanten von Ausbeutung betroffen sein. Unternehmen profitieren durch den Verkauf ihrer Dienstleistungen und Produkte und erhalten zusätzlich öffentliche Gelder, etwa von der Invalidenversicherung. Schwarze Schafe in der Sozialbranche bieten Praktika unter prekären Bedingungen an, oft unbezahlt. Für Unternehmen ist dies eine verlockende Möglichkeit, kostengünstige Arbeitskräfte zu gewinnen.
So werden Praktikanten mit Versprechungen wie einer späteren Festanstellung gelockt, die sich jedoch selten erfüllen. Die Bezahlung ist oft gering oder gar nicht vorhanden. Praktikanten arbeiten dann quasi kostenlos und befristet, während die Unternehmen ihren Umsatz steigern. Die Praktikanten hingegen gehen leer aus.
Wie kannst du dich vor Ausbeutung schützen?
Um dich vor Ausbeutung zu schützen, solltest du einige Dinge beachten: Informiere dich im Vorfeld über das Unternehmen und die Bedingungen des Praktikums. Achte darauf, dass du einen schriftlichen Praktikumsvertrag erhältst, in dem deine Aufgaben, Arbeitszeiten und Vergütung festgehalten sind. Scheue dich nicht, Fragen zu stellen und deine Erwartungen klar zu kommunizieren. Wenn du das Gefühl hast, dass du unfair behandelt wirst, suche das Gespräch mit deinem Vorgesetzten oder wende dich an eine Beratungsstelle.
Wie findest du das richtige Praktikum?
Die Suche nach dem richtigen Praktikum kann eine Herausforderung sein. Es gibt viele Faktoren zu berücksichtigen, wie zum Beispiel die Branche, das Unternehmen und die Aufgaben, die du übernehmen wirst. Beginne deine Suche frühzeitig und achte darauf, dass das Praktikum zu deinen beruflichen Zielen passt sowie dir die Möglichkeit bietet, relevante Fähigkeiten zu entwickeln.
Sechs Tipps, die dir bei der Praktikumssuche helfen können:
- Was für ein Praktikum willst du? Überlege dir, in welcher Branche du arbeiten möchtest und wie du deine Interessen und Fähigkeiten einbringen kannst.
- Wo suchst du nach einem Praktikum? Es gibt viele Anlaufstellen wie Schulen, Universitäten, Jobbörsen wie jobsfürmich.ch und Online-Plattformen wie praktikanten.ch. Du kannst auch Spontanbewerbungen bei Unternehmen einreichen.
- Inland oder Ausland? Überlege, ob du dein Praktikum im Inland oder Ausland machen möchtest. Kläre, ob du Sprachkenntnisse auffrischen musst und welche Vorbereitungen nötig sind, wie Visa und Arbeitsbewilligungen.
- Wie lange soll das Praktikum dauern? Ein Praktikum sollte nicht länger als sechs Wochen bis maximal ein Jahr dauern. Mehrfache Verlängerungen sind in der Schweiz nicht zulässig und gelten als Kettenarbeitsvertrag.
- Wie sieht es mit dem Lohn aus? Praktikumslöhne variieren je nach Branche. Das kann etwa 900 CHF pro Monat bedeuten oder aber, abhängig von Ausbildung und Weiterbildung, auch deutlich mehr. Zudem werden immer noch unentgeltliche Praktika angeboten.
- Was muss im Praktikumsvertrag stehen? Ein Praktikum sollte vertraglich geregelt sein. Der Vertrag sollte die Dauer, Arbeitszeiten, Ferien, Betreuungspersonen, Lohn und Sozialversicherungen, Tätigkeiten und Rechte und Pflichten festlegen.
Wie kannst du das Beste aus deinem Praktikum herausholen?
Um das Beste aus deinem Praktikum herauszuholen, solltest du aktiv und engagiert sein. Zeige Interesse an den Aufgaben und bringe eigene Ideen ein. Nutze die Gelegenheit, von erfahrenen Kollegen zu lernen und stelle viele Fragen. Sei offen für Feedback und nutze die Möglichkeit, um dich weiterzuentwickeln. Dokumentiere deine Erfahrungen und Erfolge, damit du später darauf zurückgreifen kannst. Und vergiss nicht, dein Netzwerk zu erweitern und Kontakte zu knüpfen, die dir in deiner beruflichen Zukunft nützlich sein können.
Unser Fazit
Ein Praktikum kann sowohl eine Chance als auch eine potenzielle Ausbeutung sein. Es hängt von vielen Faktoren ab, wie dem Unternehmen, den Aufgaben und deinen eigenen Erwartungen. Mit der richtigen Vorbereitung und einer proaktiven Einstellung kannst du jedoch sicherstellen, dass du wertvolle Erfahrungen sammelst und dein Praktikum zu einem wichtigen Schritt in deiner beruflichen Laufbahn wird. Sei wachsam, informiere dich gut und nutze die Gelegenheit, um das Beste aus deinem Praktikum herauszuholen. Wir wünschen dir dabei viel Erfolg!
Hast du selbst Erfahrungen mit Praktikumsmissbrauch gemacht?
Ein Praktikum kann eine wertvolle Erfahrung sein, wenn es gut organisiert und fair vergütet wird. Wie sind hier deine Erfahrungen? Hast du gutes erlebt und das Praktikum als Karriere-Booster genutzt? Oder bist du Opfer von leeren Versprechen und Ausbeutung geworden? Wir sind dir sehr dankbar, wenn du an dieser Stelle deine Erlebnisse mit uns teilst.
Publiziert: 28.11.2021 | Aktualisiert: 28.11.2024
Bin ein Langzeitarbeistloser (ausgesteuert), da meinte die von der Arbeitsintegrationsstelle, ich solle ein Praktikum absolvieren über eine Praktikum vermittlungs Firma. Den grund den sie mir angab, war das ich dadurch ein neues Frisches Arbeitszeugnis bekommen würde, und ich dass dann in meinem Lebenslauf auflisten könne, und ich somit sicherlich eine bessere chance auf dem Arbeitsmarkt hätte.Zwar war ich nicht davon sehr überzeugt, aber aus angst von Finanziellen Sanktionen seitens der Sozialhilfe, habe ich zugestimmt. Ich habe danach ein 3 Monatiges Praktikum in einer Druckerei absolviert, unentgeltlich, viel gelernt habe ich dort eigentlich nicht, war mehr «mädchen-für-alles». Nach diese 3 Monaten wollten sie, dass ich nochmals 3 Monate machen solle, ich habe mich aber geweigert. Die von der Praktikumsfirma haben zwar starken druck ausgeübt, aber ich bin standhaft geblieben.Anstatt mir, wie im 330a OR vorgeschrieben, ein Arbeitszeugnis auszustellen, hatten sie mir nur eine Arbeitsbestätigung ausgestellt.Ich fiel aus allen Wolken, dass kann doch nicht sein, ich arbeite hier für Lau, und dann händigt man mir ein stück papier aus, mit dem ich nichts anfangen kann. Ich musste danach mit einer Anzeige drohen, weil die vom Sozialamt und auch die von der Praktikums Firma, mir nicht unterstüzten wollten.Ich habe danach doch noch ein Arbeitszeugnis bekommen, aber stellen sie sich vor…Ich bin immer noch auf stellensuche, und das ist jetzt schon 2 jahre her.Meines erachtens ist ein Praktikum dann sinnvoll, wenn man ein Studium, wie oben von ihnen beschrieben, absolviert hat, und bringt eigntlich, einem 50 j. Ausgesteuerten nichts. Letzte woche kam die von der Arbeitsintegration von der Sozialhilfe, schon wieder mit einem solchen Furz hinter dem Ofen hervor, ich hatte ihr dan geradeaus gesagt das ich keine lust hätte, für gratis arbeiten zu gehen, da kam schon der «Sozialhilfe-Sanktions-Todesblick»!Jetzt muss ich mir eine Strategie ausdenken um aus diesem Praktikums-Schlamassel zu befreien, ohne Sanktioniert zu werden.Freundliche Grüsse Max
Guten Tag Max
Ein Praktikum soll dabei helfen neue Fähigkeiten zu erlernen und den Lebenslauf mit einem Arbeitszeugnis aufzuwerten. Damit der Bewerber auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen hat und Fachliches Wissen sich aneignen kann. Bedauerlicherweise sind Praktikums die bei Sozialindustrie angeboten werden, nicht immer als positiv zu werten.
Viel zu oft wird nur Missbrauch betrieben wie das Parade Beispiel bei Ihrem Fall aufzeigt. Es trifft oftmals die Schwächeren in unsere Gesellschaft. Solche Institutionen werden vom Staat gefördert, so dass solche Missstände entstehen können. Das müsste unbedingt angepasst werden. Damit es künftig einen Mehrwert und einen Nutzen bietet.