Die Jobsuche kann in jedem Alter herausfordernd sein, aber für Bewerber über 55 gibt es oft zusätzliche Hürden. Denn der Arbeitsmarkt wird dynamischer, und das Verhältnis von Entlassungen und Neueinstellungen verändert sich. Besonders betroffen sind ältere Arbeitnehmer jenseits der 50ig, deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt sinken. Und trotz des anhaltenden Fachkräftemangels haben diese oft Schwierigkeiten, eine neue Stelle zu finden. Unternehmen übersehen dabei häufig das Potenzial und die Erfahrung, die ältere Mitarbeiter mitbringen. In diesem Ratgeber erfährst du, mit welchen Vorurteilen ältere Bewerber konfrontiert werden und wie du diese überwinden kannst.
Warum haben ältere Bewerber schlechte Chancen?
Ältere Arbeitnehmer erleben oft Absagen aufgrund ihres Alters oder ihrer Überqualifikation. Und trotz massiver Lohneinbussen bei Bewerbungen erhalten sie oft keine Zusagen: Über 50-Jährige verdienen bei Neueinstellungen durchschnittlich acht Prozent weniger als unter 30-Jährige. Zudem suchen sie mit durchschnittlich 6,6 Monaten mehr als doppelt so lange nach einem neuen Job. Dies macht eine Studie des Personalvermittlers von Rundstedt aus dem Januar 2024 deutlich.
Viele Personalabteilungen sortieren Bewerbungen älterer Kandidaten oft schon aus, bevor der Lebenslauf überhaupt angeschaut wird. Negative Klischees wie mangelnde Flexibilität oder Innovationsfähigkeit spielen dabei eine unrühmliche Rolle. HR-Abteilungen agieren oft nicht auf Augenhöhe mit den Fachabteilungen und setzen Altersgrenzen bei der Vorselektion. Dies führt dazu, dass ältere Bewerber trotz ihrer Qualifikationen und Erfahrungen benachteiligt werden.
Jobsuchende Ü55: Welche Vorurteile haben Unternehmen?
Ältere Bewerber sind weniger flexibel
Ein häufiges Vorurteil ist, dass ältere Arbeitnehmer weniger flexibel sind und sich schwerer an neue Technologien oder Arbeitsmethoden anpassen. Doch das Gegenteil ist oft der Fall. Viele Jobsuchende Ü55 haben im Laufe ihrer Karriere zahlreiche Veränderungen und technologische Entwicklungen miterlebt und gemeistert. Und das kannst du als Bewerber in den besten Jahren tun: Zeige in deinem Lebenslauf und Bewerbungsgespräch, wie du dich in der Vergangenheit erfolgreich an neue Situationen angepasst hast.
Bewerber Ü55 haben weniger Energie
Ein weiteres Vorurteil ist, dass ältere Bewerber weniger Energie und Motivation mitbringen. Dabei kann gerade die Erfahrung und die daraus resultierende Effizienz ein grosser Vorteil sein. Betone also in deiner Bewerbung deine Fähigkeit, Aufgaben schnell und präzise zu erledigen, und hebe Beispiele hervor, bei denen du deine Energie und Motivation unter Beweis gestellt hast.
Ältere Jobsuchende sind teurer
Viele Arbeitgeber befürchten, dass ältere Arbeitnehmer höhere Gehaltsvorstellungen haben. Und das ist ja allein schon aufgrund der umfangreichen Berufserfahrung auch absolut legitim! Dies kann jedoch manchmal ein Hindernis sein, wenn das Budget des Unternehmens begrenzt ist. Unser Tipp in diesem Fall: Sei offen für Verhandlungen und zeige, dass du bereit bist, über Gehalt und andere Leistungen zu sprechen. Betone den Mehrwert, den du durch deine Erfahrung und dein Wissen mitbringst, und wie dies dem Unternehmen zugutekommen kann. Und – wer weiss: Am Ende ist dann vielleicht doch mehr Gehalt drin als ursprünglich gedacht.
Ü55-Bewerber passen nicht ins Team
Manchmal gibt es die Sorge, dass Bewerber jenseits der Mitte 50 nicht ins bestehende Team passen, vor allem wenn dieses überwiegend aus jüngeren Kollegen besteht. Hier ist es wichtig, deine Teamfähigkeit und deine Bereitschaft zur Zusammenarbeit zu betonen. Zeige deinem potenziellen neuen Arbeitgeber schon im Motivationsschreiben, dass du in der Lage bist, mit Menschen unterschiedlichen Alters und Hintergrunds erfolgreich zusammenzuarbeiten.
Ältere Jobsuchende sind weniger lernfähig
Ein weiteres Vorurteil ist, dass ältere Arbeitnehmer weniger lernfähig sind und Schwierigkeiten haben, sich weiterzubilden. Doch lebenslanges Lernen ist keine Frage des Alters und mehr eine Frage der Persönlichkeit oder des Willens zu stetiger Weiterentwicklung. Deshalb: Erwähne in deinem Lebenslauf und im Bewerbungsgespräch Weiterbildungen und Kurse, die du absolviert hast, und zeige so, dass du bereit bist, dich kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Wie kannst du Vorurteile überwinden?
Um Vorurteile wie die oben genannten zu überwinden, ist es wichtig, im Bewerbungsprozess von Beginn an selbstbewusst und positiv aufzutreten. Das gilt auch schon für die Bewerbung, die du an deinen Wunscharbeitgeber schickst. Bereite dich zudem gut auf Bewerbungsgespräche vor und sei bereit, auf mögliche Bedenken einzugehen.
Hier sind nochmals einige Tipps zusammengefasst, die dir dabei helfen können
- Aktualisiere deinen Lebenslauf: Stelle sicher, dass dieser aktuell ist und deine neuesten Erfahrungen und Fähigkeiten widerspiegelt.
- Netzwerken: Nutze dein berufliches Netzwerk, um Kontakte zu knüpfen und Empfehlungen zu erhalten.
- Weiterbildung: Zeige, dass du bereit bist, dich weiterzubilden und neue Fähigkeiten zu erlernen.
- Selbstbewusstsein: Trete selbstbewusst auf und betone deine Stärken und Erfahrungen.
- Flexibilität: Zeige, dass du flexibel und anpassungsfähig bist.
Unser Fazit
Die Ü-55-Generation hat viel zu bieten. Es liegt an den Unternehmen, diese Potenziale zu erkennen und zu nutzen, anstatt sich von Vorurteilen leiten zu lassen. Es braucht mehr Wertschätzung für ältere Arbeitskräfte, die seit Jahrzehnten zum Erfolg von Unternehmen beitragen. Denn nur so können die Potenziale dieser Generation genutzt und der Fachkräftemangel effektiv bekämpft werden. Auch wenn die Jobsuche Ü55 herausfordernd sein kann: Mit der richtigen Einstellung und Vorbereitung kannst du Vorurteile überwinden und deinen Traumjob finden. Nutze deine Erfahrung und dein Wissen als Vorteil und zeige, dass du ein wertvoller Mitarbeiter bist.
Wir wünschen dir viel Erfolg bei deiner Jobsuche!
Jobsuche jenseits der 55 – deine Erfahrungen?
Bist du Mitte 50 oder älter und gerade auf der Jobsuche? Welche Erfahrungen hast du dabei gemacht und welchen Vorurteilen bist du begegnet? Wie hast du Sie entkräften können? Und wenn du deinen neuen Traumjob bereits ergattert hast: Verrate uns an dieser Stelle doch bitte, wie du das geschafft hast. Wir freuen uns über deine Geschichte und hilfreiche Tipps!