Über 700.000 Menschen in der Schweiz sind von Armut betroffen. Wie aus einer Erhebung des Bundesamts für Statistik (BFS) aus dem Jahr 2022 hervorgeht, kämpft jeder Zehnte tagtäglich mit finanziellen Problemen. Und es ist umso frustrierender, wenn man trotz eines Jobs Schwierigkeiten hat, über die Runden zu kommen. Die hohen Lebenshaltungskosten, insbesondere in Städten wie Zürich oder Genf, können dazu führen, dass das Einkommen kaum ausreicht. In diesem Ratgeber erfährst du, welche Gründe zu Armut trotz Job führen können und welche Lösungsansätze es gibt.
Die Schweiz: Armut trotz Vollbeschäftigung?
Nach wie vor leben laut Caritas in der Schweiz rund 157.000 erwerbstätige Menschen in Armut, auch als “Working Poor” bezeichnet. Oft hängt die Existenz weiterer Personen im Haushalt von den ungenügenden Löhnen ab. Besonders betroffen sind Familien, die Erwerbsarbeit und Betreuung unter einen Hut bringen müssen, sowie Haushalte, in denen Frauen die Hauptlast für das Einkommen tragen.
So ist die Politik dazu aufgefordert, die Betroffenen mit verschiedenen Massnahmen besser unterstützen. Dazu gehören unter anderem höhere individuelle Prämienverbilligungen, Familienergänzungsleistungen und die Förderung von günstigem Wohnraum.
Was sind die häufigsten Gründe für Armut trotz Job?
Die Schweiz ist bekannt für ihre hohe Lebensqualität, aber das hat seinen Preis: Mieten, Gesundheitsversorgung, Lebensmittel und Transport sind teuer. Wenn dein Gehalt nicht Schritt hält, kann es schwierig sein, das finanziell zu stemmen. Weitere Gründe sind zudem:
1. Arbeitsbedingungen und Niedriglöhne
Viele Menschen in der Schweiz arbeiten zu niedrigen Löhnen. Dies kann dazu führen, dass am Ende des Monats nicht genug Geld übrig bleibt, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Arbeit auf Abruf, befristete Arbeitsverträge und bestimmte Formen von selbstständiger Arbeit in prekären Bereichen sind weitere Gründe. Diese Arbeitsformen bieten oft weniger finanzielle Sicherheit.
2. Lebenssituation und hohe Kosten
Gerade Familien sind häufig von Armut trotz Job betroffen. Sie müssen Erwerbsarbeit und Betreuung gleichzeitig stemmen, während Kinder hohe Kosten verursachen. Haushalte, in denen Alleinerziehende – zumeist Frauen – die Hauptlast für das Einkommen tragen, sind ebenfalls gefährdet. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bleibt eine Herausforderung.
Was kannst du gegen drohende Armut tun?
Wenn deine Lage trotz Arbeit finanziell angespannt ist, ist vor allem zunächst eines wichtig: Ruhe bewahren. Nimm dir die Zeit und analysiere deine Situation gründlich. Es gibt einige Möglichkeiten, die dir dabei helfen, aus dieser Situation herauszukommen. Hier zeigen wir dir einige Schritte auf:
- Beginne damit, ein detailliertes Budget zu erstellen. Notiere alle Einnahmen und Ausgaben. So kannst du deine Finanzen besser kontrollieren und du siehst, wo du sparen kannst.
- Wenn das Gehalt für deinen aktuellen Job nicht ausreicht, versuche nach einer besser bezahlten Positionen Ausschau zu halten.
- Überlege, ob du einen Nebenjob für ein zusätzliches Einkommen annehmen kannst. Viele Menschen arbeiten zusätzlich, um ihre Finanzen aufzubessern.
- Kostengünstige Kinderbetreuung: Kinderbetreuung kann teuer sein. Informiere dich über staatliche Unterstützung und günstige Betreuungsmöglichkeiten, um die Kosten zu senken.
- Die hohen Mietkosten sind ein Hauptgrund für finanzielle Schwierigkeiten. Suche nach günstigerem Wohnraum oder prüfe, ob du Anspruch auf Mietzuschüsse hast.
- Informiere dich über mögliche Sozialleistungen. In der Schweiz gibt es Unterstützung für Familien, Alleinerziehende und Menschen mit niedrigem Einkommen.
- Investiere in deine berufliche Weiterbildung. Ein höheres Qualifikationsniveau kann zu besseren Jobchancen und einem höheren Einkommen führen.
- Lebensstil anpassen: Überlege, ob du auf bestimmte Luxusausgaben verzichten kannst. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die den Unterschied machen.
Wo bekommst du professionelle Hilfe?
Es gibt verschiedene Hilfsorganisationen und Initiativen, die Menschen in der Schweiz unterstützen, die trotz Erwerbsarbeit von Armut betroffen sind. Hier sind einige wichtige Anlaufstellen:
- Caritas Schweiz: Die Caritas setzt sich aktiv für Armutsbekämpfung ein. Sie bietet nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern fördert auch die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und schafft Handlungsspielraum für Armutsbetroffene.
- StiftungSchweiz: Diese Stiftung unterstützt verschiedene Projekte zur Armutsbekämpfung, darunter Obdachlosenhilfe, Notunterkünfte und Bildungsangebote.
- Winterhilfe: Die Winterhilfe bietet speziell in den kalten Monaten Unterstützung für Menschen in Not. Sie sind in verschiedenen Kantonen aktiv.
- Schweizer Tafeln: Diese Organisation verteilt kostenlose Lebensmittel an Bedürftige.
- Beratungsstellen und Rechtshilfen: Es gibt zahlreiche Beratungsstellen, die direkt an arme Menschen gerichtet sind. Hier kannst du dich über finanzielle Unterstützung, Rechte und Möglichkeiten informieren.
Denke immer daran, dass du nicht allein bist – viele Menschen stehen vor ähnlichen Problemen, und es gibt Unterstützung und Lösungen. Auch wenn der Schritt, sich Hilfe zu suchen, zunächst sehr schwer erscheint. Trau dich! Du kannst dabei nur gewinnen.
Unser Fazit
Die finanzielle Herausforderung, trotz Erwerbsarbeit in der Schweiz in Armut zu leben, ist real. Die hohen Lebenshaltungskosten, niedrige Löhne und atypische Beschäftigungsformen sind einige der Gründe, warum Menschen Schwierigkeiten haben, über die Runden zu kommen. Wenn du davon betroffen bist, gibt es Möglichkeiten, deine finanzielle Situation zu verbessern. Sei proaktiv und suche nach Lösungen, um dein Leben wieder besser zu gestalten. Du bist nicht allein und es finden sich ganz bestimmt Wege, um deine Situation zu verändern.
Wie viel verdienst du? Und reicht dir das zum Leben?
Verdienst du genug, um deinen Lebenshalt zu bestreiten? Wenn nicht: Wie viel ist am Ende des Monats auf deinem Konto und wie viel bräuchtest du, um ein halbwegs gutes Leben zu führen? Warst du schon mal in der Situation und hast dort wieder herausgefunden? Dann teile deine Erfahrung bitte mit uns und hilf anderen, aus der Armut trotz Job herauszukommen.